Im Grunde ist Hanf einer der modernsten Baustoffe, die es gibt. Besonders in Verbindung mit Lehm bietet er alle Eigenschaften, die heute von modernen Baustoffen erwartet werden, insbesondere bei der Schalldämmung und der Energieeffizienz. Das ist wohl der Grund dafür, dass Bauen mit Hanf und Lehm seit vielen Jahrhunderten zu den bevorzugten Verfahren gehörte – bis die modernen Baustoffe auf den Plan traten. Doch langsam stellt sich eine Rückbesinnung auf frühere Baumethoden ein, ganz im Sinne eines nachhaltigen und ökologischen Umgangs mit den Ressourcen unseres Planeten.
Das Wichtigste in Kürze:
- Hanf ist ein ökologischer, nachwachsender Rohstoff.
- Hanf verfügt über hohe Energieeffizienz und gute Schallschutzwerte.
- Universelle Anwendungsmöglichkeiten als Baustoff und als Dämmstoff.
- Die Preise liegen höher als bei modernen Baustoffen.
- Baustoffe aus Hanf sind schwer entflammbar.
- Baustoffe aus Hanf schützen vor Schädlingsbefall.
- Baustoffe aus Hanf eigenen sich besonders gut für die Altbausanierung.
Bei der Durchsetzung von Hanf als Baumaterial spielt der Preis eine tragende Rolle. Hanf ist spürbar teurer als moderne Dämmstoffe wie beispielsweise Styropor. Das führt dazu, dass viele Bauherren das moderne Material trotz seiner katastrophalen Energiebilanz bei der Herstellung dem nachhaltigen Naturmaterial vorziehen.
Dennoch, und allen Vorbehalten zum Trotz, setzt sich Hanf auf breiter Front als umweltfreundliches und gesundheitsförderndes Baumaterial durch. Das liegt nicht zuletzt an seiner Ökobilanz: Hanf wächst sehr schnell und kann quasi überall angepflanzt werden. Die Einsatzgebiete sind vielfältig – von Papier über Kleidung bis hin zu Baustoffen.
In der Regel kommt Hanf beim Bauen als Beimischung zu Beton und Mörtel zur Anwendung. Dabei kann die gesamte Pflanze verwendet werden. In puncto Langlebigkeit, Ökobilanz und Qualität hat Hanf einiges zu bieten. Besonders seine Widerstandsfähigkeit lässt die Frage aufkommen, ob das natürliche Bauen mit Hanf über länger Zeiträume hinweg nicht vielleicht doch die günstigere Variante darstellt, wenn man den Reparatur- und Austauschbedarf moderner Materialien mit in Betracht zieht.
Gerade der hohe Komfort bei der Verarbeitung und das Fehlen jeglicher gesundheitsgefährdender Stoffe macht Hanf zum Baumaterial der Zukunft. Auch die Bauphysik profitiert von Hanf: Das Material lässt sich mit allen diffusionsoffenen Baustoffen verbinden, beispielsweise mit Holz oder dem Mauerwerk.
Seine Stärken spielt Hanf aber erst über die Jahre hinweg aus. Hausschwamm lässt sich damit zuverlässig vermeiden. Auch der Brandschutz profitiert, denn die Hanffaser ist schwer entflammbar und entwickelt so gut wie keine giftigen Schwelgase. Der gefürchtete Kamineffekt kommt bei Hanfbaustoffen ebenfalls nicht vor.
Wer in einem mit Hanf gebauten Haus wohnt, weiß aus eigener Erfahrung, wie positiv sich das Material auf den Wohnwert auswirkt. Hanf wirkt regulierend auf die Raumluftfeuchtigkeit. Die Raumakustik ist wegen der guten Dämmeigenschaften besser, sowohl beim Schallschutz gegen Außenlärm als auch bei der Geräuschentwicklung in Innenräumen.
Ein weiterer Vorteil, der sich erst über die Zeit hinweg einstellt, ist die hohe Resistenz gegen Schädlingsbefall. Käfer, Mäuse und andere Störenfriede haben Hanf nicht auf dem Futterplan. Für sie stellt das Material lediglich eine Barriere dar.
Hanfdämmung als natürliches Verfahren
Besonders seine hervorragenden Eigenschaften bei der Wärmeisolation und dem Schallschutz lassen die Hanfdämmung als ideales und nachhaltiges Material mit einer vorbildlichen Ökobilanz bei der Herstellung erscheinen. Das Material weist eine Wärmeleitfähigkeit von rund 0,04 W/mK auf und gehört seit einiger Zeit der Baustoffklasse E an. Die Preise liegen in der Regel zwischen 10 und 27 Euro pro Quadratmeter und damit deutlich über denen für die herkömmliche Wärmedämmung mit Kunststoff oder Mineralwollen.
Bei der Herstellung der Hanfdämmung wird – anders als beim allgemeinen Baustoff – nur der Hanfstängel verwertet. Die Fasern werden über verschiedene Verarbeitungsschritte zu Langfasern und Kurzfasern umgebildet. Beide kommen im Dämmmaterial zum Einsatz.
Um die Brandschutzklasse E zu erreichen, werden dem Material Borsalze als Flammschutz beigemengt. Bei besonderen Anforderungen an die Stabilität kommen fallweise auch Polyesterfasern dazu. Als natürliche Variante können auch Jute oder Maisstärke als Stabilisator fungieren.
Hanfdämmung ist in Form von Matten, Platten, Filzen oder Vliesen erhältlich. Auch lose Fasern, der Stopfhanf, kann bei speziellen Dämmaufgaben zum Einsatz kommen. Seine Verwendung in Verbundbaustoffen findet Hanf hauptsächlich mit Lehm. Wegen ihrer geringen Materialfestigkeit eignen sich Hanfplatten allerdings nicht als Putzträger in Verbundsystemen für die Wärmedämmung.
Wegen der schon erwähnten Diffusionsoffenheit uns seinen guten Eigenschaften beim Schallschutz und der Wärmeisolation eignet sich die Hanfdämmung besonders gut für Bauvorhaben, bei denen die gute Feuchtigkeitsbalance des Dämmmaterials im Vordergrund steht. Das macht Hanf zum idealen Material bei der Altbausanierung – sowohl innen als auch außen – und bei der Wärmedämmung denkmalgeschützter Gebäude.
Einsatzgebiete für die Hanfdämmung
Durch die hohe Flexibilität von Matten und Vliesen aus Hanf lässt sich das Material besonders gut bei der Dachdämmung einsetzen, hier insbesondere für die Untersparrendämmung und die Zwischensparrendämmung.
Auch für die Wärmedämmung an hinterlüfteten Fassaden eignet sich Hanf in besonderem Maße. Dafür sind spezielle Holzkonstruktionen erhältlich, die als Träger für die Hanfdämmplatten dienen.
Die Innendämmung bei Außenwänden mit Hanf kann sich besonders bei der Sanierung von Altbauten als vorteilhaft erweisen. Wegen seiner besonderen Eigenschaften ist das oftmals eine preisgünstige Alternative zu Materialien wie beispielsweise Kalziumsilikatplatten.
Bei der Hohlraumdämmung kann vor allem der Stopfhanf seine Stärken ausspielen, gerade bei kleineren Hohlräumen wie beispielsweise an Türen und Fenstern.
Daneben gibt es noch eine Reihe weiterer Einsatzgebiete, beispielsweise bituminierte Schüttdämmungen oder die Auskleidung kleinerer Risse in nicht tragenden Altbauwänden.
Fazit:
Hanf ist als Baumaterial und als Dämmstoff ein vielseitiges, nachhaltiges und natürliches Material. Es eignet sich vor allem für Bauherren, die nicht in erster Linie die billigste, sondern eher die vernünftigste und ökologisch sinnvollste Lösung suchen.
Weitere Informationen:
https://www.pressreader.com/austria/kronen-zeitung-9gf1/20170423/281724089434561