In nördlichen Gefilden hat sich bereits vor Jahrhunderten die Konstruktion des Satteldachs durchgesetzt. Und das zurecht. Der steile Neigungswinkel bietet den Bewohnern kalter Gegenden mit hoher Niederschlagsrate die Stabilität, die sie brauchen. Nach wie vor gehört die Dachkonstruktion zu den beliebtesten in Österreich. Erfahren Sie hier neben allgemeinen Informationen rund um das Thema auch, welche Konstruktion das Potential hat, das Satteldach im Beliebtheits-Ranking abzulösen.
Satteldach: Die Konstruktion
Das Satteldach (Synonym: Giebeldach) ist eine regensichere, meist belüftete Steildach-Konstruktion, die aus zwei entgegengesetzten Dachneigungen besteht. Die höchste Stelle, an der die Neigungen aufeinandertreffen, wird fachsprachlich als Dachfirst bezeichnet. Ausgeführt wird ein Satteldach als Sparren– oder Pfettendach.
Das gängige Baumaterial zur Eindeckung ist:
- Aluminium
- Betondachstein
- Dachpappe
- Faserzementplatten
- Flachdachpfannen
- Kunststoffdachplatten
- Kupfer
- Polimerbitumen-Dachschindeln
- Schieferplatten
- Ton-Dachziegel / Falzziegel
- Zink / Titanzink
Vorteile
- verhältnismäßig preisgünstig
- hohe Stabilität
- hohe Tragfähigkeit
- simple, sichere und flexible Konstruktion
- günstige Instandhaltungskosten
- für feuchte und wechselnde Klimabedingungen bestens geeignet
- weniger Angriffsfläche bei Wind
Nachteile
- bei höherer Neigung Wohnraumverlust
- schräge Wände im Obergeschoss
Verschiedene Konstruktionsvarianten möglich
Altbewährt: Das Sparrendach
Diese Dachkonstruktion aus schrägem Sparrenpaar und stabilisierendem Deckenbalken wird bereits seit Jahrhunderten in Mittel- und Nordeuropa verwendet, um ein geneigtes Dach herzustellen. Diese Konstruktion setzt einen Neigungswinkel ab 30° voraus.
Sonderkonstruktion: Das Kehlbalkendach
Das Kehlbalkendach ist die erweiterte Form des Sparrendaches, die bei größeren Dachabmessungen durchgeführt wird. Dabei wird ein zusätzlicher Balken (Kehlbalken) eingezogen, um eine Durchbiegung der Sparren zu verhindern. Die Dachlast wird auf diese Weise auf die Außenwände des Gebäudes abgeleitet.
Kleiner, aber feiner Unterschied: Das Pfettendach
Genauso uralt, aber traditionell in wärmeren Gegenden verwendet, wurde die Konstruktion des Pfettendachs. Dieses wurde vor allem im Mittelmeerraum gebaut. Heute hat es das Sparrendach in seiner Popularität abgelöst. Anders als beim Sparrendach liegen die eigens gestützten Pfetten parallel zur Traufe, was eine Durchbiegung der Sparren verhindert. Auf diese Weise wird die Dachlast auf den gesamten Dachstuhl verteilt. Die Konstruktion eines Pfettendachs eignet sich auch für Satteldächer mit geringem Neigungswinkel. Das Pfettendach ist besonders bei Dächern mit Dachüberstand und beim Bau von Dachgauben zu empfehlen.
Verschiedene Ausführungen der Konstruktion
Das Kaltdach
Steildächer werden in der Regel als Kaltdach ausgeführt. Es handelt sich dabei um eine be- und entlüftete Dachhaut (Eindeckung) und Wärmedämmung. Je nachdem, ob es sich beim Obergeschoss des Gebäudes um einen bewohnten oder unbewohnten Raum handelt, wird die Dämmung entweder im Sparrenbereich oder auf dem Boden verlegt.
Weitere Ausführungen, die jedoch in der Regel nicht für Steildächer geeignet sind, sind das Warmdach und das Umkehrdach.
Die Dachneigung eines Satteldachs
Die klassische Neigung eines Satteldachs liegt zwischen 35° und 45°. Eine Neigung von <30°, also ein flaches Satteldach, wird häufig ausgeführt, wenn vom Bauherren ein kostengünstiges zweites Vollgeschoss gewünscht wird. Während sich Bauherren in Gegenden mit hoher Schneefallrate auf ein Satteldach mit geringem Neigungswinkel verlassen, werden in Gegenden, in denen es oft stürmt und regnet, Satteldächer mit steilerem Neigungsgrad gebaut. Beträgt die Dachneigung mehr als 60° muss als zusätzliche Maßnahme eine Nagelung vorgenommen werden, um die Eindeckung vor dem Herabfallen zu schützen.
Fachbegriffe, welche den Neigungsgrad des Satteldachs beschreiben:
- <30° – flaches Satteldach
- ab 45° – Winkeldach
- genau 60° – Altfranzösisches Dach
- ab 62° – Gotisches Dach
Je nach Neigungswinkel eine andere Dacheindeckung
Dacheindeckungen verschiedenen Materials erfordern auch unterschiedliche Dachneigungen:
- Flexibel gestaltbar ist der Neigungswinkel (von 15° bis 85°) bei Eindeckung mit Bitumenschindeln.
- Dachziegel ist für alle geneigten Dächer ab einer Dachneigung von 30°
- Falzsteine und Dachplatten sind für die Abdeckung von Satteldächern ab einer Neigung von 25°
- Genau 25° Neigungswinkel erfordert eine Eindeckung mit Schieferplatten.
- Um mit Flachdachpfannen zu decken, wird ein Neigungswinkel von 22° vorausgesetzt.
- Ist der Neigungswinkel größer als 22°, können Betondachsteine verwendet werden.
- Wellplatten eignen sich ab einer Neigung von 17°.
- Genau 15° braucht es, um das Satteldach mit Kunststoffdachplatten
- Wer sich für einen geringen Neigungsgrad entscheidet, kann ab 5° eine Blecheindeckung
Eine geringe Neigung in winterlich-bergigen Regionen
In der Alpenregion werden in der Regel eher Satteldächer mit geringem Neigungswinkel gebaut. Grund dafür ist, dass eine geringere Neigung mehr Stabilität aufweist, um Schneemassen standzuhalten. Bei einem steilen Neigungswinkel ist die Gefahr eines unkontrollierten Abganges größer.
Satteldach versus Pultdach
Derzeit ist neben dem Satteldach auch das Pultdach sehr populär. Es bietet fast dieselben Vorteile wie das Satteldach: Das Pultdach ist eine kostensparende Konstruktion, die sich ebenfalls sehr gut für kalte Regionen eignet. Das rührt daher, da das Pultdach eigentlich eine reduzierte Form des Satteldachs darstellt.
Gerade die nachrückende Generation entscheidet sich immer öfter für diese Variante. Zu dieser Entwicklung beigetragen haben die modernen Niedrigenergie- und Passivhäuser, die meist mit einer Pult- oder Flachdachkonstruktion ausgeführt und mit Sonnenkollektoren gedeckt werden.
Ein Vorteil gegenüber dem Satteldach ist die Helligkeit. Durch die geringere Neigung lässt das Pultdach viel mehr Sonnenlicht in den Raum. Überdies bieten Gebäude mit dieser Dachkonstruktion mehr Platz, weil sie immer ein Vollgeschoss aufweisen.
Wie viel kostet ein Satteldach?
Der Preis eines Satteldachs hängt ab von:
- der Größe des Dachs
- den Handwerkerkosten
- den zu treffenden Sicherheitsmaßnahmen
- Sonderkonstruktionen
- dem Material zur Eindeckung
Der Preis für einfaches Satteldach ohne Eindeckung liegt in einem Bereich ab rund EUR 65,- / m2.
Sonnenkollektoren auf dem Satteldach
Nicht nur das Pultdach wird heutzutage gerne mit Sonnenkollektoren ausgestattet. Auch das Satteldach eignet sich dafür bestens. Hier muss neben dem steileren Neigungswinkel auf die optimale Süd-Ausrichtung der Dachfläche Rücksicht genommen werden, um eine effiziente Energiebilanz gewährleisten zu können.
Und jetzt kommen Sie dran. Sie haben die Qual der Wahl. Wenn Sie sich noch nicht sicher sind, ob Sie sich für das Satteldach oder das Pultdach entscheiden sollen, gehört folgende Frage mit in Ihren Fragenkatalog: Welcher Typ sind Sie? Eher traditionell? Oder modern? Denn neben all den Vor- und Nachteilen, die Ihnen bei WohnJournal vorgestellt werden, spielt doch auch die Optik eine gewisse Rolle. Schließlich soll das Gebäude, das Sie bewohnen, auch Ihre Persönlichkeit wiederspiegeln. Die jüngere, Neuem gegenüber aufgeschlossenere Generation entscheidet sich daher öfter für das Pultdach. Wer jetzt jedoch glaubt, das Satteldach kann so gar nicht modern, der irrt sich. Durch Farbe, Sonderkonstruktionen und Material kann auch ein Haus mit Satteldach fortschrittlich und hochmodern erscheinen.