Nur als Zierpflanze? Aber warum eigentlich nicht? Hobbygärtner versuchen ihr Glück, ohne dabei auf die große Ernte zu hoffen. Dazu brauchen sie in erster Linie eines: Einen grünen Daumen. Und dann können sie sich jede Menge Profitipps holen.
Pflegetipps für die Hanfpflanze gibt es so viele, wie es sie für keine einzige andere Zierpflanze gibt. Wer sich also mit der Aufzucht einer Hanfpflanze auskennt, der lernt dabei auch ganz nebenbei viel über die richtige Aufzucht anderer Zimmerpflanzen. Erhalten Sie hier einen Überblick über die Voraussetzungen zur Aufzucht einer Pflanze, die – wäre sie nicht die Cannabispflanze – aufgrund ihrer Wuchsgeschwindigkeit und Verbreitungsrate normalerweise als Unkraut angesehen werden würde.
Cannabis: Die zwei wichtigsten Vertreter
Die Hanfpflanze mit ihren langstieligen und tief gefingerten Blättern gehört, so wie auch die Kornblume, zur Gruppe der Eudikotyledonen und ordnet sich – wer hätte das gedacht – in die Riege der Rosenartigen ein.
Insgesamt gibt es hunderte verschiedene Arten von Hanf. Grundsätzlich können jedoch zwei Gruppen voneinander unterschieden werden:
Cannabis sativa – Nutzhanf
Nutzhanf wird wegen seines besonders hohen Faseranteils von 30 bis 40 % geschätzt. Diese Hanffasern verarbeitet die Textilindustrie weiter zu Hanftextilien und die Papierindustrie macht daraus Hanfpapier. Besonders interessant ist Nutzhanf heutzutage als Rohstoff zur Herstellung von natürlichen Dämmstoffen. Die österreichische Firma Saint-Gobain Isover Austria mit Hauptsitz in Stockerau stellt beispielsweise Hanf Filz, Hanf Dämmplatten oder Hanf Wolle zur Füllung von Fugen her. Ebenso wird Nutzhanf zur Herstellung von ökologischen Naturfaserverbundstoffen (NFK) eingesetzt.
Ein weiteres sehr wichtiges Einsatzgebiet findet sich in der Medizin. Cannabis sativa (also tatsächlich der Nutzhanf) enthält das wenig psychoaktive CBD (Cannabidiol), dessen entzündungshemmende, schmerzlindernde und krampflösende Eigenschaften bei unterschiedlichen Erkrankungen sehr gute Erfolge verspricht.
Cannabis indica – Indischer Hanf
Im Gegensatz zum Nutzhanf hat der indische Hanf weit weniger Faseranteil, dafür aber einen viel höheren Gehalt des psychoaktiven Wirkstoffes THC. Optisch unterscheidet sich der Indische Hanf durch seine breiteren Blätter. Aufgrund der unzähligen Unterarten kann dies jedoch nicht als eindeutiges Erkennungsmerkmal angesehen werden.
Cannabis als Zierpflanze: Die richtige Pflege der Hanfpflanze
Der Besitz der Samen und Blätter von Cannabis ist grundsätzlich nicht verboten. Wer sich also eine einzige Cannabis als Zierpflanze zulegen möchte, hat rechtlich nichts zu befürchten. Sobald die Pflanze jedoch zur Blüte gebracht wird, befindet sich der Gärtner in einem juristischen Graubereich. Dann spielt es nicht einmal mehr eine Rolle, ob es sich bei der Pflanze um einen Nutzhanf oder um den Indischen Hanf handelt. Das kommt daher, da auch der Anbau des ertragreichen Nutzhanfs zulassungspflichtig ist.
Die richtige Erde
Für die Cannabispflanze kommen folgende Substrate in Frage:
- Erde
- Tongranulat
- Cocos
- Steinwolle
Um Hanfsamen zu ziehen, eignen sich Anzucht-, Aussaat- und Pikiererde oder Torfquellballen sehr gut. Später, wenn der Samen aufgegangen ist, wird das zarte Pflänzchen in ein lockeres Erdgemisch, bestehend aus Erde, Sand oder Kies und Nährstoff eingepflanzt.
Die richtige Topfgröße
Während der Anzuchtphase werden die Nüsse in kleine Töpfchen gesetzt, die der Größe der ebenfalls gut geeigneten Torfquellballen entsprechen. Nach kurzer Zeit haben die Stecklinge das Licht der Welt erblickt und genügend Kraft gesammelt. Dann ist es Zeit, sie in eine größere „Behausung“ umzutopfen. Die gängigen Topfgrößen liegen zwischen 5 und 10 Liter. Je größer das Gewächs wird, desto mehr Platz benötigt es auch.
Achtung: Verwenden Sie nur Töpfe mit Abflusslöchern.
Hanfpflanzen sind einjährige Gewächse, die in der Natur bis zu 5 Meter hoch werden. Als Zimmerpflanze kann sie – je nach Art – zwischen 2 bis 3,5 Meter hoch und zwischen 1 bis 1,5 Meter breit werden. Nutzhanf wächst schneller und überragt den Indischen Hanf auch in der Höhe. Daher sollten Sie zwischen den Stecklingen genügend Freiraum lassen. Nur, wenn die Pflanze genügend Platz hat, um sich zu entfalten, wird sie gesund weiterwachsen.
Den ersten Höhenmeter erreichen auch Indoor Hanfpflanzen sehr schnell. Um der Cannabis genügend Raum zum Wachsen zu geben, setzen Hanfpflanzen-Liebhaber sie in der Regel in 10 Liter Töpfe. Diese Größe ist auch deshalb empfehlenswert, da die spindelförmige Cannabis-Wurzel in der Natur gemeinsam mit den Seitenwurzeln eine Tiefe bis zu 2 Metern erreichen kann.
Licht und Liebe!
So wie jede Pflanze benötigt auch Cannabis für einen optimalen Stoffwechsel viel Licht. Diejenigen, welche die tropische Cannabis indica zum Blühen bringen wollen, verwenden für jede Wachstumsphase spezielle Grow Lampen. Natriumdampflampen sind hier ebenso beliebt wie LED-Lampen. Welche davon tatsächlich die bessere Lösung ist, ist noch immer die Streitfrage schlechthin. Während die eine Gruppe auf Natriumdampflampen schwört, ist die andere Gruppe von der LED-Grow-Lampe überzeugt. Weitere beliebte Leuchtmittel sind:
- Leuchtstoffröhren
- Energiesparlampen
- Halogen – Metalldampflampen
Der Wasserbedarf einer Hanfpflanze
Cannabis sollte jederzeit feucht, aber niemals nass gehalten werden. In der Praxis wässert man den Pflanzentopf einmal kräftig durch, und wartet mit der nächsten Wassergabe, bis die Erde an der Oberfläche getrocknet ist. Der Topf sollte niemals in Wasser stehen!
Hinweis: Die Temperatur des Gießwassers sollte zwischen 18 und 24°C liegen.
Cannabisblätter trinken auch mit!
Nicht nur die Wurzeln nehmen Wasser auf, sondern auch die Blätter der Cannabispflanze selbst. Daher ist es sinnvoll, sie zumindest an trockenen und heißen Tagen durch eine Sprühflasche mit Wasser zu versorgen.
Regelmäßig pH- und Ec-Wert messen
Um Mangelerscheinungen vorzubeugen, sollten Sie den pH-Wert als auch den Ec-Wert Ihrer Cannabispflanze in regelmäßigen Abständen kontrollieren. Der Handel bietet hierfür eigene digitale Messgeräte an, die zur Messung einfach kurz in die Erde gesteckt werden.
Einen zu saurer Boden kann durch die Gabe von basischem Gießwasser ausgeglichen werden. Profis verwenden zur Wiederherstellung des gewünschten pH-Wertes eigene organische pH-Regulatoren.
Steigt der Ec-Wert, kann dem mit dem Ausspülen oder dem vollständigen Ersatz der Erde entgegengewirkt werden.
Die Blüte der Cannabispflanze
Sobald die Cannabispflanze in die Blühphase kommt, kann man an der Blüte, die sich unterhalb der Achseln der oberen Blätter bildet, bestimmen, ob es sich um eine weibliche oder eine männliche Ausprägung handelt. Während die THC-freien männlichen Blüten 5 Staubblätter und 5 Hüllenblätter haben, bilden die THC-haltigen weiblichen Blüten am obersten Fruchtknoten zwei Griffeläste, welche aus einem Blatt in Kapuzenform herausragen.
Toxikologie: Wie giftig ist das Cannabis-Gewächs?
Achtung bei Kindern und Haustieren! Sowohl Nutzhanfgewächse als auch das Gewächs der Indischen Hanfpflanze werden als giftig eingestuft. Das gilt besonders dann, wenn es sich um eine weibliche Cannabis indica handelt. Denn sie sondert mit der Zeit THC-haltiges Harz ab. Abhängig von der Höhe des THC-Gehaltes im Harz und der Blüte kann bei Einnahme eine halluzinogene Wirkung sowie eine Depression des zentralen und peripheren Nervensystems eintreten.
Auch, wenn Sie noch so viel über die richtige Pflege der Hanfpflanze lesen. Am besten ist immer noch das Tun. Kaufen Sie sich für den Beginn ein paar Hanfsamen, und beginnen Sie einfach mit der Aussaat. Danach können Sie sich noch immer Informationen zu jedem einzelnen Detail holen. Wir hoffen, Ihnen mit diesem Artikel einen umfangreichen ersten Überblick über das Thema gegeben zu haben.