Farbe spielt im Leben aller Menschen eine wichtige Rolle. Speziell der Farbauswahl in Gebäuden, Häusern, Wohnungen und einzelnen Räumen wird daher eine zentrale Bedeutung beigemessen. Jeder Farbton hat eine ganz bestimmte Wirkung auf uns Menschen. Aus diesem Grund sollten Sie der Farbauswahl für Ihr Zuhause auch genügend Aufmerksamkeit schenken. Egal ob Sie gerade renovieren, sanieren oder neu einrichten. Auch das eine oder andere Detail zum Thema Farbenlehre und Wandfarben ist dabei nützlich.
Im folgenden Ratgeber vermitteln wir Grundlagen zum Thema Farbauswahl und erläutern kurz, welche Wandfarben im Baumarkt erhältlich sind. Dabei gehen wir auf unterschiedliche Räumlichkeiten und Wohnsituationen ein (Wohnung, Haus) und klären die Vor- und Nachteile der einzelnen Farbsorten. Mit diesen Tipps wird es Ihnen leichter fallen, die passende Farbe für Ihr Zuhause auszuwählen.
Qualität und Merkmale
Vielleicht haben Sie schon einmal ein Zimmer zuhause selbst ausgemalt. Im Baumarkt oder im Farbengeschäft werden Sie zunächst von einer Vielzahl verschiedener Farbsorten und Marken nahezu überrollt. Die große Auswahl kann durchaus überfordern. Spielen Preis und Marke eine übergeordnete Rolle? Die Antwort lautet nein.
Zunächst müssen Sie sich darüber im Klaren sein, dass es verschiedene Farbsorten gibt. So bietet sich je Mauerwerk oder Untergrund meist auch eine spezielle Wandfarbenart besonders gut an. Beispielsweise wäre Kalkfarbe ideal für einen Kalkzementputz, gleich wie Harzfarben und Lacke bestens für Holz, aber auch Metall geeignet sind.
Je nach Raum können auch unterschiedliche Anforderungen gestellt werden. So sollten die Wandfarben im Kinderzimmer etwa Schweiß- und Speichelfest sein, im Badezimmer oder der Küche wäre eine Schimmel abwehrende Wandfarbe von Vorteil.
Wie Sie vielleicht bereits erkennen, kommt es tatsächlich nicht nur auf die Marke oder den Preis an. Die Auswahlkriterien sind von Raum zu Raum unterschiedlich. Das eine oder andere allgemeingültige Qualitätsmerkmal gibt es aber dennoch. So sollten Sie auf beim Kaufen der Farben auf die europäische Norm EN 13300 achten, diese gibt Auskunft über die Deckkraft und Nassabriebfestigkeit.
Diese beiden Qualitätsmerkmale werden im Schulnotensystem bewertet, wobei Eins die höchste Qualität repräsentiert. Während der Begriff Deckkraft geläufig sein dürfte, ist die Nassabriebfestigkeit vielen Menschen nicht bekannt. Die Nassabriebfestigkeit gibt an, ob und in welchem Ausmaß Flecken von der Wand, auch unter Einsatz von Feuchtigkeit (Wasser, feuchte Tücher), entfernt werden können, ohne dass die Wandfarbe abbröckelt oder mit entfernt wird.
Daher sollten Sie sich weniger am Preis oder am Hersteller orientieren, sondern auf die folgenden Punkte achten:
- Mauerwerk und Untergrund
- Spezielle Anforderungen aufgrund des auszumalenden Raumes oder Gebäudes
- EN 13300
- Etwaige Umweltzeichen und Gütesiegel
- Deckkraft
- Nassabriebfestigkeit
Eine Auswahl an verschiedenen Wandfarbensorten
Natürlich sollten an dieser Stelle auch die verschiedenen Sorten an Wandfarben kurz vorgestellt werden. Es gibt eine Reihe verschiedener Möglichkeiten, die auch für verschiedene Einsätze gedacht sein können. Überwiegend können Sie im Fachmarkt oder beim Fachhändler zwischen den folgenden Wandfarben wählen:
- Dispersionsfarbe
- Latexfarbe
- Naturfarben
- Kalkfarbe
- Silikatfarbe
- Kasein- und Milchfarbe
- Harzfarben
- Leimfarben
- Strukturfarben und Flüssig-Raufaser
- Farben auf Lösemittelbasis
- Dekorationsfarben
- Lasuren
- Magnetfarbe
- Beamerfarbe
- Und einige mehr
Diese Liste ist nicht vollständig, auch können wir nicht alle Farbsorten im Einzelnen vorstellen. Ganz allgemein sollten Sie bei Unklarheiten den Fachmann im Farbengeschäft um Auskunft bitten. Wenn Sie diesem schildern, wo und auf welchem Untergrund die Farbe aufgetragen werden soll, kann dieser Ihnen mit Sicherheit die passende Wandfarbe und Angebote empfehlen.
Wichtig ist die Farbsorte auch dann, wenn man die Farbe auf Außenmauern bzw. auf eine Fassade streichen möchte. Wände die in Richtung Garten zeigen oder eine Terrasse davor haben, sind hier weniger anfällig auf Staub als Wände die direkt an einer dicht befahrenen Straße liegen. Auch was das Heizen betrifft, gibt es unterschiedliche Fähigkeiten bei Farben und Lacken, die teilweise sogar die Energiekosten senken können. So relativieren sich die Preise unter Umständen schnell wieder.
Wenn sie vorhaben, die Farbe auch auf den Türen und Fenstern zu verwenden, sollte diese natürlich auch für Holz geeignet sein.
Einige Details zu den Wandfarben
Grundsätzlich unterscheiden sich die oben genannten Wandfarben bezüglich ihrer Zusammensetzung. So ist Dispersionsfarbe ein Überbegriff für all jene Farbsorten, die auf Wasserbasis hergestellt werden. Die Beständigkeit und Qualität hängt hierbei von der Qualität bzw. der verwendeten Menge des Bindemittels ab, dank Abtön- und Volltonfarbe können verschiedenste Farbtöne erzeugt werden.
Auch die Mineralfarben (Kalk- und Silikatfarben), die in der Regel auch Schimmel abwehrend sind, bilden eine eigene Farbgruppe, gleich wie die sogenannten Naturfarben, die ohne chemische Lösemittel auskommen. Besonders interessant sind die sogenannten Latexfarben, die mittlerweile aber ohne den namensgebenden Kautschuk hergestellt werden. Die Latexfarben sind äußerst robust (scheuerfest, wasserabweisend, abriebfest) und eignen sich hervorragend auf stark beanspruchtem Untergrund.
Die Strukturfarben hingegen bieten einen interessanten, optischen Effekt. Hierbei erzeugen feine Sandkörner und Quarzsand eine entsprechende Struktur an der Wandoberfläche. Die Flüssig-Raufaserfarben hingegen sind mit Holzpixeln oder Papierteilchen durchsetzt, diese hinterlassen den typischen Raufaser-Tapetenlook.
Es gibt aber auch eigene Grundierungen, die nur die Struktur auftragen und dann mit Farblacken übermalt werden.
Kleine Farbenlehre
Farben haben unterschiedliche Wirkungen, diese sollten Sie gezielt einsetzen. So ist Ihre Auswahl auch vom jeweiligen Raum und dessen wesentlichen Merkmalen abhängig, die da wären:
- Größe des Raumes
- Verwendungsart des Zimmers (Arbeitszimmer, Schlafzimmer usw.)
- Lage des Zimmers (viel oder wenig Tageslicht und Sonne)
- Möbel und Einrichtung
- Vorhandene Wände (Bauweise, Beschaffenheit, Beanspruchung) und Wandfläche
Diese Details sind insofern wichtig, als die Farbauswahl auch die Funktionen bzw. die Nutzung der einzelnen Räume unterstützen wird. Natürlich ergeben sich auch über Größe, Licht und Einrichtung verschiedenste Gestaltungsanreize, die zudem ein interessantes Farbspiel erzeugen können.
Kalt und Warm – Hell und Dunkel
Neben den einzelnen Farbfamilien, die wir später noch anhand einzelner Räume kurz besprechen, wirken sich natürlich auch verschiedene Farbtöne und die Farbgebung auf uns Menschen aus.
- Warme Farben (Rot, Orange) stehen für Nähe, gemütliche Atmosphäre, wirken aufmunternd und aktivierend.
- Kalte Farben (Dunkelgrün, Türkis und Blau) vermitteln Distanz und Passivität, Sachlichkeit steht im Vordergrund. Zudem wirken diese Räume und Wände kühl, entspannt und erfrischend.
- Helle Farbtöne (Hellgrün, Gelb) erzeugen ein Gefühl von Weite, Räume wirken größer. Diese wirken auch freundlich und leicht.
- Dunkle Farbtöne (Violett, Dunkelrot, Dunkelblau) sind naturgemäß düster, einengend und begrenzend und verkleinern optisch Räume. Allerdings vermitteln diese auch Behaglichkeit und Geborgenheit.
- Weiss wirkt je nach Raum kühl oder neutral.
- Matt oder glänzend ergeben ganz andere Raumwirkungen. Glänzend wirkt steriler und kann bei Büroräumen oder Arztpraxen gut eingesetzt werden, für Wohnräume empfehlen sich eher matter Lacke.
Farbauswahl nach Gebäude und Raumfunktion
Wie Sie nun bereits wissen, beeinflussen Wandfarben die Raumwirkung. Im Zusammenspiel mit den Räumlichkeiten selbst ergeben sich viele Möglichkeiten, jeder Farbton erzeugt somit einen anderen Raumeffekt. Entscheidend ist daher auch, wie groß und wie hell (Fenster, Tageslicht, Sonneneinstrahlung) ein Raum ist.
Kleine Wohnung
Für eine kleine Wohnung bieten sich helle, kühle Farbtöne an. Diese lassen die Räume größer und freundlicher wirken, vor allem auch dann, wenn diese im Einklang zur Einrichtung stehen (beispielsweise helle Holztöne). Ideal sind auch dunklere Farbtöne im Fußbodenbereich, je näher Sie der Decke kommen, umso heller sollten auch die Wand- und Deckenfarbtöne sein.
Große Wohnung
Eine große Wohnung mit großen Räumen bietet Platz für mehrere Farbfamilien. So wie Sie sich in einer kleinen Wohnung überwiegend an einer Farbfamilie ausrichten sollten, können Sie hier bewusst kombinieren und auch den einen oder anderen Farbtupfer einbauen. Zu vermeiden sind allzu helle Töne, da ansonsten große Räume überbordend und maßlos wirken können. Zuviel Größe und Weite wirkt ab und an auch belastend und erzeugt mitunter ein Gefühl von Distanz und Kälte.
Haus
Für ein Haus gilt Ähnliches wie für eine große Wohnung, allerdings sind hier viele Räume noch größer, noch höher und noch breiter. Die Farbtöne können Sich einerseits an der Hausstruktur (Bauweise) orientieren, oder aber auch einen bewussten Kontrapunkt darstellen. Insbesondere sollten Sie die Licht- und Sonnenstunden beachten. Große Fenster und Fensterfronten erzeugen helle Räume, die helle Farbgebungen verzichtbar machen. Viele Architekten berücksichtigen die Farben schon vor dem Bauen.
Wohnen – Farbauswahl nach Räumlichkeit
Wohnen bedeutet sich wohl und heimisch fühlen. Hierbei spielt die Farbauswahl in den einzelnen Zimmern und Räumen eine entscheidende Rolle. Das Arbeitszimmer stellt andere Anforderungen an die Farbauswahl, als etwa das Schlafzimmer.
Schlafzimmer
Für das Schlafzimmer werden kalte Farbtöne empfohlen, da diese Ruhe und Entspannung vermitteln. Ideal sind somit Blau in allen Variationen, sowie alle anderen, kalten Farbfamilien. In jedem Fall sollten Sie Farbtöne vermeiden, die auf- und anregen, wie etwa Rot und Orange.
Arbeitszimmer
Für das Arbeitszimmer bietet sich naturgemäß eine Farbauswahl an, welche die Leistung und Konzentration fördert und zudem Aktivität signalisiert. Hierfür eignen sich gelbe, grüne und gelb-grüne Farbtöne, allerdings nur in zarter Ausführung (keine satten Farbtöne).
Wohnraum – Wohnzimmer
Wohnraum und Wohnzimmer können Sie nach Ihren Vorlieben gestalten. Grundsätzlich sind auch hier warme Farbtöne und Farbfamilien angebracht, da diese Gemütlichkeit und auch Geselligkeit (Kommunikation) ausstrahlen. Farben wie Rot, Orange, Gelb, Beige, Braun aber auch Grün sind hierfür ideal. Als Stimmungskiller gelten wiederrum die klassischen Schlafzimmerfarben, da diese natürlich einschläfernd wirke –in kleinerem Ausmaß können auch diese mit eingebaut werden.
Kinderzimmer
Im Kinderzimmer können Sie durchaus mit verschiedenen Farbelementen spielen und je nach Alter Adaptionen vornehmen. Sofern Ihre Kinder nicht die Farbauswahl übernehmen, bieten sich in erster Linie zarte Tönungen in Rot, Blau, Orange und Gelb an. Ideal ist ein Mix, der einerseits Ihre Kinder nicht zu sehr aufregt (sattes Rot ist zu vermeiden), andererseits aber auch deren Kommunikation, Konzentration und Spieltrieb (Aktivität) fördert und anregt. Kinder wollen und sollen im Kinderzimmer spielen, lernen, aber auch zur Ruhe kommen können und schlafen.